Ein Leben ohne Visionen ist möglich, aber sinnlos.

Während des Lockdowns war genügend Zeit für Neues

Während meines Studiums Mitte der 60-er Jahre hatte mich die Vorlesung „Elektronisches Rechnen im Bauwesen“, in der Prof. Dr.-Ing. Dieter Withum Lösungen baustatischer Probleme mit Hilfe nummerischer Methoden vorstellte, maßgeblich meine berufliche Zukunft als Ingenieur und Softwareentwickler beeinflusst.

Nach meinem Studium arbeitete ich ein Jahr als Mitarbeiter bei einem Prüfingenieur, bei dem ich mich hauptsächlich mit der Prüfung von Großgeräten im Tagebau beschäftigte und Zugang zu komplexen dreidimensionalen Strukturen wie dem Traversenkasten und den Schaufelrädern hatte. Da zur Prüfung kaum geeignete Programme zur Verfügung standen, habe ich nebenbei dreidimensionale Spezialprogramme auf Basis der Finiten Elemente entwickelt, um die Statik durch Vergleichsrechnungen prüfen zu können.

Ich kam zu der Erkenntnis mein Wissen vertiefen zu müssen und bin an die Technische Universität Hannover an den neu gegründeten Lehrstuhl „Strömungsmechanik, Abtl.  Elektronisches Rechnen im Bauwesen“ von o. Prof. Dr.-Ing. Dieter Withum als Assistent gegangen. Während dieser Zeit habe ich mich neben der Lehre für die Vorlesung „elektronischen Rechnen“ im Wesentlichen mit hydrodynamischen Problemen beschäftigt. Da zu der damaligen Zeit die Sturmfluten an der Nordsee ein beherrschendes Thema waren, wurden für die damalige Zeit innovative ein- und zweidimensionale nummerische Sturmflutvorhersagemodelle für die Elbe, Weser und die Jade entwickelt. Schon damals sah ich es als dringend notwendig an, die Vielzahl der Ergebnisse bei zeitabhängigen Problemen grafisch darzustellen nach dem Motto „jedes Ergebnis, das nicht visualisiert wird, ist falsch!“ und forcierte die damals noch sehr einfache Ausgabe auf dem Plotter und Tektronikbildschirm.

In meiner Dissertation beschäftigte ich mich auch mit zeitabhängigen aerodynamischen Strukturproblemen, in Besonderem mit den winderregten Schwingungen von Brücken .

Nach der Dissertation im Jahre 1979 entschloss ich mich, all die erworbenen Kenntnisse dem praktisch tätigen Ingenieur zugänglich zu machen und gründete ein Ingenieurbüro, in dem ich gleichzeitig die Software weiterentwickelte und statische Berechnungen, insbesondere im Brückenbau durchführte. So entstanden Anfang der 80-er Jahre  auf der PDP8 unter anderem die Programme

  • FRAP dreidimensionales allgemeines Stabwerksprogramm  mit Vorspannung, Dynamik, Erdbeben und allen Nachweisen für Stahl, Beton und Verbund.
  • NISI zweidimensionales physikalisch und geometrisch nichtlineares Stabwerksprogramm für Stahl und Beton einschließlich Fließgelenktheorie.
  • FEBA in Zusammenarbeit mit Prof. Dr.-Ing. U. Meißner ein allgemeines dreidimensionales Finite-Element-Programmsystem mit Stäben, Platten, Scheiben und gekrümmten Schalen.

Im Jahre 1985 gründete ich mit zwei Gesellschaftern das Startup Unternehmen „PCAE Gesellschaft für Programmvertrieb und Computed Aided Engineering mbH“, das dann für den Vertrieb und die Weiterentwicklung der Programme und für Neuentwicklungen zuständig war und stellte die Programme auf PC ( IBM-XT und Olivetti) um.

Im Jahre 2000 schied ich dann aus der Firma aus, um neue Wege zu gehen. In Koorperation mit der Fa. CSI in Dortmund entstanden nun windows- und auf OpenGL basierende Programme, um den neuen Anforderungen der Benutzer auch aufgrund der neu eingeführten Eurocodes gerecht zu werden. In dieser Zusammenarbeit entstand das innovative Programm „PONS“ für den Brückenbau, das nun unter der Bezeichnung und Fortschreibung als „ADVANCE BRIDGE“ von der Fa. GRAITEC Innovation GmbH, Hannover weiter vertrieben wird.

Nach meinem Rückzug aus dem operativen Geschäft im Jahre 2015 wollte ich mich nicht wirklich zur Ruhe setzen und habe eine neue Herausforderung gesucht. Dabei kam mir die Idee, nach all den verschiedenen Rechnertypen – Großrechner,  Minirechnern und PC – und den Programmiersprachen – Assembler, Algol, Fortran und C++ – nun auch Statikprogramme für mobile Endgeräte unter Java zu entwickeln.

Dabei habe ich zuerst ein allgemeingültiges Querschnittsprogramm für gemischte dick- und dünnwandige beliebige Querschnitte mit unterschiedlichen Materialien für Biegung , Schub aus Querkraft und Torsion entwickelt, das in dieser Allgemeingültigkeit m.E. noch nicht verfügbar ist.

Die neue wesentliche Herausforderung besteht darin, dem anderen Eingabemedium des Touchpads und den variablen Bildschirmgrößen gerecht zu werden und die Rechenleistung bei nummerisch anspruchsvollen Aufgaben zu testen. 

Mein Fazit:

Tablets und Smartphones der neueren Generation sind sowohl in der grafischen als auch nummerischen Leistung absolut überzeugend, und es macht Spaß auf diesen Geräten zu arbeiten.

5hSoftware